Die Suche nach den Spuren des Franz von Assisi führte über Padua zum Trasimenersee nach Assisi in Umbrien. Die Einsiedelei Romita, Gubbio, die Stadt des Wolfes und der Berg La Verna waren weitere spirituelle Plätze, an denen „Bruder Sonne“ in freiwillig entschiedener Besitzlosigkeit und Armut lebte. Die Schönheit Umbriens spiegelt diese Einfachheit in ihren sanften Hügeln und harmonischen Farben wider.
Am Weg dahin liegt auch Padua mit seiner reizvollen Architektur. Die Basilika des Hl. Antonius verbindet die Stile von römischer, byzantinischer und arabischer Kultur und ist ein architektonisches Zeichen der Verbundenheit und Toleranz. Antonius, ein Mitbruder Francescos ist Schutzheiliger alle jener, die etwas verloren haben. Schon meine Großmutter betete fast oftmals zu ihm, um verlegte Dinge wiederzufinden. Natürlich geht es hier vielmehr um innere Verluste, Verlorenheit, die er bei vielen Menschen auszufüllen wusste. Mit den Worten „So ein Glück!“ in Zusammenhang mit einer wundersamen Heilung wollte er vielleicht zu Dankbarkeit und Annahme auffordern. Der Ausspruch wird noch eine große Bedeutung bekommen auf dieser Reise.
In der kleinen Kirche des Hl. Michael auf der Isola
Maggiore am Trasimenersee fand ich diese Mariendarstellung (Bild links). Eine „Maria Lactans“, wie mir gesagt wurde. Rechts neben ihr die Hl. Lucia, hier nicht – wie ich sie bisher kannte – mit weihnachtlichem Lichterkranz die Wintersonnenwende begrüßend dargestellt, sondern mit dem Schwert, das sie tötete. Im Kelch befinden sich ihre Augen, die ihr herausgerissen wurden ( von einem unbekannten Künstler im 5. Jhd. gemalt). Grausame Geschichten in der Chiesa San Michele di Arcangelo…
Dann endlich: Assisi!
Assisi ist eine entzückende kleine Stadt an einem sanften Berghang. Durch diese Gasse führte mein abendlicher Heimweg zur Herberge „Papa Giovanni“: Kleine, bescheidene Zimmer, Frühstücksmüsli in Plastikschüsserln, dazu Feigen/Malzkaffee (jedenfalls garantiert koffeinfrei 🙁 ), aber eine hauseigene Bibliothek!! Gleich daneben gab es eine kleine Bar mit echtem italienischem Espresso…
23. August 2016: Sonnenuntergang über der Stadt vor dem schlimmen Erdbeben.
Assisi liegt nicht allzu weit vom Kern des Bebens entfernt. Um halb vier nachts (früh) begann das Zimmer zu schlingern wie ein Schiff auf sanften Wellen. Dann hörte man ein Grollen, als würde es donnern, und es schien, als würde das ganze Haus auf einer holprigen Schotterstraße dahinfahren. Der Kasten schlug rhythmisch gegen die Wand, was den Lärm noch verstärkte. Ohnmacht, Fassungslosigkeit, Angst. Dreimal – mit abnehmender Intensität – wiederholte sich der gruselige Spuk, dann kehrte endlich Ruhe ein. Wie dramatisch Assisi im Jahr 1997 getroffen wurde, ist auf einem Video dokumentiert (ca. ab Min. 4) worden. Noch während der Schadensaufnahme kam es zum zweiten Erdstoß mit verheerenden Folgen. Diesmal blieb Assisi verschont. SO EIN GLÜCK!!!
Unglaubliche Kunstschätze und eine beeindruckende Architektur findet man in der Basilica San Francesco! Die Unterkirche vermittelt eine bescheidene Geborgenheit. Die Oberkirche überwältigt durch ihre Wandbilder. Obwohl ich inzwischen von der Vermutung gelesen habe, dass Giotto beim berühmten Bilderzyklus über das Leben des Hl. Franz von Assisi gar nicht persönlich Hand angelegt hatte, war es ein Genuss die Farbharmonie im gesamten Gebäude auf sich wirken zu lassen. Fotos könnten das nicht wiedergeben.
Die Spur führte weiter nach Gubbio, in eine kleine, mittelalterliche Stadt, wo Francesco einen wilden Wolf gezähmt haben soll.
Die Geschichte der Zähmung des Wolfes ist ein Gleichnis für Toleranz und Vertrauen. Im Dom von Gubbio findet man ein Bild, auf welchem dargestellt ist, wie Francesco mit dem Wolf den Pakt besiegelt.
Der Berg La Verna war ein geliebter Rückzugsort Francescos. In den heißen Sommermonaten war es in den steinernen Höhlen angenehm kühl. Inzwischen steht an diesem Ort ein Kloster und Einsamkeit findet man hier kaum noch.
Was bleibt als nachhaltigstes Bild in mir? Wohl die wunderbare Landschaft Umbriens und die Sehnsucht, wiederzukommen um sie irgendwann in aller Ruhe zu durchwandern.
Wunderschöne Bilder und gut geschrieben, macht Lust auf Umbrien
Danke, Karin! Freut mich, dass es dir gefällt! Für das nächste Mal such ich eh noch eine Reisebegleiterin… 😉
Schön, dass Du unversehrt nach Hause gekommen bist!
Ich persönlich hoffe, dass ich noch einmal wallfahrten gehen muss… (VdB). Und da schaut mich dieser Pilgerweg recht nett an…
Das Gehen verändert die Wahrnehmung… Und das ist gut!
Willkommen zu Hause!
Und auf bald zu einem Gedankenaustausch!
Ja, danke, ich meld mich mal wegen dem Gedankenaustausch! Bin ja auch schon neugierig auf deine Pilgererfahrungen! Eine tolle Leistung jedenfalls, so weit ich das mitverfolgen konnte!