Nimm dein Bett und geh!

Die Woche im Krankenhaus verlief grundsätzlich wie gewohnt: das Fieber fällt rasch nach den ersten Antibiotikuminfusionen, dann geht es mir wieder zunehmend besser. 

Den Großteil der Woche durfte ich in einem Zweibettzimmer mit einer sehr netten, weltoffenen Dame verbringen. Wir verstanden uns auf Anhieb ausgezeichnet und das „Zusammenleben“ funktionierte perfekt. Als wir dann heute beide verlegt wurden, fiel der Abschied fast schwer.

Der Trennungsschmerz wurde durch die Tatsache verstärkt, dass ich einen Notplatz bekam und nun mit drei nicht sehr kommunikativen Patientinnen das Zimmer teilen musste. Eine von ihnen hatte schlimmen Husten und ich fühlte mich sehr verloren und unwohl.

Nach einer langen, unruhigen, aber traumlosen Nacht erwachte ich mit den Worten im Kopf: „Nimm dein Bett und geh!“ Nun, das hätte ich in diesem Moment gerne getan – ging aber leider nicht so einfach. Aber was könnten diese Worte sonst noch bedeuten? War ich geheilt worden?? Oder war es einfach der starke Wunsch der Situation zu entfliehen?

Am Nachmittag überlegte ich nochmals kurz, ob ich einen Sprung zur wenige Minuten entfernten Uni machen sollte, um meine Freunde wiederzusehen. Die Angst, mir dabei womöglich die Grippe einzufangen, hielt mich aber dann doch zurück. Ich spazierte im Gang auf und ab, um mich zu bewegen. 

Als ich dann zurück ins Zimmer wollte, erschrak ich: es wurde inzwischen unter Quarantäne gestellt, und durfte nur mehr mit geeignetem Schutz betreten werden. Eine vorbeieilende Schwester sah mich kurz mitleidig an und meinte: „Sie lassen aber auch nix aus, Frau Scharf!“ Die Auflösung des Rätsels: Wir hatten die Nacht mit einer Grippekranken verbracht… Bedeutet nun: Tamiflu für mich und alle Zimmerkolleginnen. 10 Tage lang.

Morgen geh ich! Ohne Bett, dafür mit Tamiflu.

 

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