Archiv des Autors: Christa

Das neue Jahr beginnt

gleich mit der ersten Chemo des 2. Zyklus – diesmal jedoch ambulant. SEHR früh am Morgen holt mich das Taxi ab und bringt mich ins Krankenhaus. Blutabnahme. Die Röhrchen bringt man dann selbst ins Labor. Glücklicherweise lerne ich gleich eine Dame kennen, die den Weg schon kennt und mich leitet. Nach guten 5 Minuten bekommen wir bereits die Auswertungen und gehen wieder zurück zur Onkologischen Ambulanz. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Arzt (Blutbild ist OK) nehmen wir auf bequemen „Lehnstühlen“ Platz und ein Frühstück ein. Inzwischen werden die Substanzen vorbereitet, zusammengestellt und uns nach und nach verabreicht. Wir beide haben den gleichen Krebs und die gleichen Substanzen, was einen guten Erfahrungsaustausch ermöglicht. Nachdem alles „durchgelaufen“ ist, gibt es noch Mittagessen. Dann ist man wieder frei. Mit dem Taxi geht es ab nach Hause. 

Heute, einen Tag danach geht es mir noch recht gut, ich habe Appetit und war deshalb am Vormittag noch schnell einkaufen, um mich für die nächsten Tage einzudecken. Erfahrungsgemäß zeigen die Substanzen erst nach und nach ihre Wirkung, speziell in Form von Müdigkeit und Erschöpfung.

So verbringe ich meine Zeit nun wieder vorwiegend mit Essen, Trinken und Lesen. Meine momentane Lektüre (ein Überraschungsgeschenk von Josef) ist wieder ein absoluter Genuss, den ich förmlich verschlinge und meinen spirituell und theologisch interessierten Kollegen aufs Wärmste empfehlen möchte: Mancuso, Vito, Die Seele und ihr Schicksal, München 2013 Leider dürfte es momentan in Österreich vergriffen sein, aber vielleicht findet ihr es in einer Bibliothek. Ihr könnt aber auch gerne bei mir mal einen Blick hineinwerfen.

 

Silvester-Rückblick

Licht und Schatten des vergangenen Jahres zu beschreiben, würde jetzt zu weit führen. Vielleicht drückt das Bild ein wenig davon aus. Die letzten Tage des Jahres sind jedenfalls sehr gut verlaufen: mein Artikel für die „dynamis“ ist zeitgerecht fertig geworden, dank prüfenden Blick und Korrekturen von Franz nun sogar fehlerfrei. Vielleicht sollte ich von ihm Gelerntes auch gleich hier im Blog umsetzten… im nächsten Jahr dann….!

Die Pause von der Chemo hat mir Gelegenheit gegeben, meinen Körper etwas zu regenerieren. Freundinnen, Freunde, sowie natürlich die Verwandtschaft haben mich innerlich aufgerichtet. Mein Sohn und meine Mutter haben mich bekocht, aber auch selbst habe ich inzwischen wieder Lust dazu bekommen. So ist es mir gelungen, über die Feiertage fast zwei Kilo zuzulegen. Einen nicht unwesentlichen Anteil daran hatten die von Norman frisch aus München importierten Weißwürste! 🙂

Ich lasse das Jahr also trotz aller Widrigkeiten voller Zuversicht ausklingen. Die Acht ist in China eine Glückszahl. Vielleicht auch bei uns? Hoffen wir es!

Hilfe zur Selbsthilfe

In einem meiner Qigong-Buchern habe ich von speziellen Übungen gelesen, die in China mit Krebspatienten unterstützend zur Chemotherapie praktiziert werden. Es gibt jede Menge Videos dazu, auf denen alles sehr einfach aussieht, bei genauerem Hinlesen in diversen Texten entdeckt man aber zahlreiche Varianten und die Warnung vor Üben ohne professionelle Anleitung. Die Übungen müssen genau auf die Konstitution des Patienten und die Art der Krebserkrankung abgestimmt und die richtige Ausführung immer wieder überprüft werden.

Über die offizielle Website dieses Guolin-Qigong habe ich tatsächlich eine Therapeutin ganz in der Nähe gefunden und kontaktiert. Meine unausgesprochene Befürchtung, dass ich vielleicht gar nicht in der Lage sein könnte, zum Unterricht zu fahren, hat sie gleich mal entkräftet. Da Chemotherapie-Patienten meist geschwächt sind, kommt sie persönlich und unterrichtet sie zu Hause! Wir werden demnächst einen Termin vereinbaren. Ich freue mich sehr darauf.

Schneeweißchen und Rosenrot

waren gestern da und haben – unter anderem – wunderschöne Blumen gebracht. Das ist doch Anlass genug, die Kamera wieder auszupacken und ein kleines Weihnachts-Märchenbild zu zaubern. Nachdem der Schnee draußen dahingeschmolzen ist, gibt es weiße Blüten hier drinnen. 

Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest und bin gerührt und dankbar über so viel Zuwendung und Mitgefühl! Mögen alle eure Wünsche in Erfüllung gehen!

Als kleine Draufgabe für euch noch eines meiner Lieblingsgedichte von Rainer Maria Rilke:

Wunderweiße Nächte

Es gibt so wunderweiße Nächte,
Drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
Als ob er fromme Hirten brächte
Zu einem neuen Jesuskind.

Weit wie mit dichtem Diamantenstaube
Bestreut, erscheinen Flur und Flut,
Und in die Herzen, traumsgemut,
Steigt ein kapellenloser Glaube,
Der leise seine Wunder tut.

 

Es weihnachtet sehr!

Nun ist der erste Zyklus von dreien abgeschlossen und ich habe bis 2.1.2018 Ruhe- und Regenerationspause! Ich fühle mich wie in „gesunden Zeiten“ diesmal, habe ständig Appetit und bin voller Tatendrang. Vielleicht habe ich mich mit den Zellgiften angefreundet, vielleicht kennt mein Körper sie jetzt schon ein wenig und weiß ihnen zu begegnen. 

Es war gut, die Nacht im Krankenhaus verbringen zu dürfen, denn die Station B4 bei den Elisabethinen ist so was wie meine zweite Heimat geworden. Hier trifft man ganz viele wirkliche Menschen, im Gegensatz zu den Personen (lat. „persona“ = Maske, Rolle im Schauspiel) in der hektischen Welt draußen.

Wie wäre es sonst möglich, dass ich mit meiner Zimmerkollegin – einer sehr offenen, bodenständigen Frau, die ich noch nie zuvor gesehen habe und vielleicht auch nie wieder sehen werde, so offene und innige Gespräche führen durfte!? Den ganzen Abend sind wir zusammengesessen und haben über Erlebnisse, Verletzungen, Ängste, Werte und den Glauben gesprochen. Wir haben geweint (ja, endlich konnte ich auch ein paar Tränen vergießen, das tut gut!) als wäre das selbstverständlicher Teil des Gespräches. Für eine Nacht waren wir enge Vertraute, verbunden durch ein ähnliches Schicksal. Das war eine der wunderbaren Erfahrungen, die man oft leider erst in der Grenzsituation von schweren Krisen oder Krankheiten erlebt. Das finde ich eigentlich sehr schade.

So genieße ich die Vorweihnachtszeit im sanften Licht der inneren Werte und habe das Privileg, diesmal vom Konsumterror unberührt einen ganz besonderen Weihnachtszauber auf mich wirken zu lassen. 

Was ich noch sagen wollte, falls ihr von mir eine andere Bildqualität gewohnt seid: das sind hier im „Tagebuch“ iPhone-Aufnahmen, Schnappschüsse, Stimmungsbilder. Ich werde auch bald wieder mal die „richtige“ Kamera in die Hand nehmen… 😉

Weihnachtsstimmung

Am dritten Adventssonntag kommt Weihnachtsstimmung auf. Während ich einen kleinen Weihnachtsputz beginne, fängt es ganz dicht zu schneien an. Wie eine kleine Belohnung für meinen Fleiß fühlt sich das an, und ich freu mich darüber.

Die Woche zu Hause ist wie im Flug vergangen und morgen, Montag, geht es mit der nächsten Chemotherapie weiter. Ich bleibe dann über Nacht (bis Dienstag) im Krankenhaus. 

Einige Freunde wollten wissen, ob mir nicht die Decke auf den Kopf falle – so ganz allein zu Hause. Ich kann euch sagen: die Zeit ist so schnell vergangen! Ich war ständig mit essen, trinken und Bewegung beschäftigt. Nie dachte ich, wie mühsam Kaloriensammeln sein kann, wenn man eigentlich keinen Appetit hat. Nur Schokoeisbomben rutschen ganz gut runter… Abgesehen davon hab ich ganz liebe Helferlein für Hühnersuppe kochen, Fußmassagen und Einkäufe. Danke ganz besonders auch an dieser Stelle!

Und zum dritten Adventabend noch ein wunderbares Zitat aus Josefs Bücherschatz:

„Das Leben offenbart seinen Reichtum nicht an bestimmten Höhepunkten, sondern erst im vollen Durchlaufen seiner einzelnen Phasen, der schmerzhaften wie der glücklichen.“
(Gaisbauer, Hubert, Ruhig und froh lebe ich weiter. Älter werden mit Johannes XXIII., Wien 2011, S64)

Wieder zu Hause

Diesmal habe ich es geschafft, der zweite Tag zu Hause, und es geht mir ganz gut. Der Appetit lässt allerdings deutlich nach und ich bin ziemlich müde. Mein größtes Problem ist derzeit, genügend Kalorien und Flüssigkeit in mich hineinzubekommen im Laufe des Tages. 

Falls es übrigens so etwas wie positive Nebenwirkungen der Chemo geben sollte: meine Arthrose an den Fingergelenken ist fast gänzlich verschwunden! Wenn sie also bei den Krebszellen ähnlich radikal aufräumt, wäre das fein!

In der Zwischenzeit erfreue ich mich an relativ banalen Zeitungsartikeln, wie z.B. dem Dezember-Horoskop für Steinböcke (ohne dabei abzuheben):
Ganz nebenbei erfahre ich aber auch schlimme Dinge, nämlich dass gleich zwei Objekte, für die ich einst die Brandschutzpläne erstellt habe und dafür viele Stunden durch die Anlagen gelaufen bin, von schweren Zwischenfällen erschüttert worden sind: Gas Connect Austria in Baumgarten und Agnana in Aschach/D.! Das geht schon nahe, irgendwie.

Runde zwei wird eröffnet

Hinter weihnachtlich geschmückter Tür wird heute mein Spezialcocktail zusammengestellt. Möge es diesmal besser gelingen! Ohne Zwischenfälle! Das wär fein… Dann geht es morgen ab nach Hause!

Um mich inzwischen von negativen Gedanken abzulenken, verwöhnen mich die Pflegerinnen mit ganz besonders kreativ gestalteten Eiweiß-Vitaminshakes.

Wer an seine Kräfte glaubt…

wird von Tag zu Tag stärker.

Dieser Spruch steht außen an meiner Zimmertüre! Erst jetzt habe ich das entdeckt. Erst jetzt fühle ich mich aber auch seit langem so.

Gestern hat mir der „Sonnenschein“ unter den Pflegerinnen (obwohl eh ALLE, die hier arbeiten, überaus geduldig und freundlich sind..) den Kopf geschoren! Auf MEINEN Wunsch natürlich. Das war schon eine seltsame Szene. Sie fragte mich noch, ob ich mit dem Rücken zum Spiegel sitzen möchte, weil viele den Anblick nicht ertragen. Ich versuchte, mutig zu sein, obwohl ich mir erstmal sehr fremd vorkam. Als die Schwester dann meinte: „Sehen sie mal, wie jetzt ihre Augen schön wirken! Außerdem haben Sie eine wunderschöne Kopfform.“ war ich fast verlegen über diese Komplimente. Einfache Worte, sie können so viel Glück bewirken! Zugegebenermaßen kam ich mir mit Brille erstmal eher wie Gandhi vor. Inzwischen gewöhne ich mich an den Anblick und denke an das stolze Auftreten von kahlköpfigen Afrikanerinnen. Trotzdem trag doch lieber Tücher und Mützen, um niemanden zu erschrecken, und weil es ohne Haare doch sehr kalt da oben ist.

Schrecksekunde heute morgen: nachdem ich vom Duschen zurückkam war mein Bett frisch überzogen, aber das Handy verschwunden. Da ich wusste, dass ich es auf der Bettdecke liegen gelassen hatte, schlug ich sofort Alarm. Es wurde gleich eine große Wäschesäcke-Suchaktion gestartet, erschwert dadurch, dass das Handy lautlos gestellt war. Irgendwann hörte ich dann einen kleinen Jubelschrei am Gang und kurz darauf wurde es mir mit großer Erleichterung und tiefer Reue über die Unachtsamkeit wieder überreicht. 

Dynamis

Heute ist ein guter Tag! Die Verdauung geht wieder ihren natürlichen Weg, auch wenn ich erstmal nur breiige Kost bekomme. Ein großer Schritt in die Freiheit, jenseits der Schläuche. Erstmal fühle ich auch wieder ein wenig Energie in mir und sehe mich der nächsten Chemo (voraussichtlich am Montag) gewachsen. Auch Mutti geht es glaub ich inzwischen besser, beim heutigen Besuch wirkte sie sehr positiv.

Franz hat mir heute einen interessanten Vorschlag gemacht: nämlich einen Text in der nächsten KU-Studierenden-Zeitung „dynamis“ zu veröffentlichen! Das Thema der Ausgabe: „Gut, besser, bestialisch?“, passend zum gerade laufenden Ethik-Seminar bei Michael Fuchs („Verbesserung des Menschen“). Ich muss sagen, dass mich der Vorschlag sehr motiviert, denn gerade meine derzeitigen Erfahrungen und Vergleiche der seelischen Zustände in „gesunden“ und „kranken“ Zeiten verblüffen mich selbst manchmal sehr. Schön, wenn man gebeten wird, Erfahrungen zu teilen.

Nikolaus

Unser Seelsorger kam heute als prächtiger Nikolaus verkleidet und verteilte mit Nüssen, Mandarinen und Schokolade gefüllte Säckchen! (Er hatte mich gestern bereits vorgewarnt, dass er der Nikolaus sein würde…) Irgendwie ist das hier sehr schnell meine neue Welt geworden. Ich lese sehr viel (Josef sorgt immer rechtzeitig für neue „Überraschungspakete“) und mit den diversen Untersuchungen vergeht so ein Tag eigentlich sehr schnell. Nicht zu unterschätzen: man ist unter seinesgleichen und gemeinsame Schicksale verbinden.

Endlich ist die Magensonde draußen!!! Nun bleibt zu hoffen, dass das System wieder in Schwung kommt. Bekomme nun ein Menü aus zu Brei verarbeiteren Zutaten. Hab auch schon heimlich Cremfüllung aus Josefs Konfekt genascht.

Massiver Haarverlust setzt nun ein! Ich trage ein Kopftuch, um die verbleibenden noch halbwegs zusammenzuhalten. Eine ganz liebe Krankenschwester hat mir angeboten, mir demnächst den Kopf zu „scheren“. Bei Amazon gibt es jede Menge „Chemo-Kopfbedeckungen“! Das hat mir eine Zimmerkollegin verraten. Außerdem werde ich mir eine coole Perücke zulegen – ihr werdet mich nicht mehr erkennen!

An der Aist

An der Aist

Ganz leichte Spuren des Herbstes zeichnen sich schon ab im Aisttal. Die moosbewachsenen Steine sind feucht vom Regen der letzten Tage, aber die Luft ist angenehm mild und frisch. Ab und zu hellen ein paar Sonnenstrahlen die schattigen Ufer ein wenig auf. Im klaren Wasser wandern Flusskrebse zwischen den Steinen, und hätte ich sie nicht durch unachtsame Bewegungen verschreckt, könnte ich sie hier zeigen.Aist

Nach dem Wandern neben und in dem Flussbett, entlang der steilen Wände Weiterlesen

©Christa Romana Scharf

Ist Schwarz eine Farbe?

Das Ende, der Tod * Die Trauerfarbe * Die Negation der bunten Farben – wie aus Liebe Hass wird * Die negativen Gefühle * Die Farbe des Schmutzes und der Gemeinheit * Die Farbe des Unglücks * Die Farbe der Geistlichkeit * Das Verschwinden der Farbe * Schönfärber und Schwarzfärber * Die Farbe der Individualität und Abgrenzung * Illegalität und Anarchie * Die Lieblingsfarbe der Designer * Eleganz ohne Risiko

(Vgl. Heller, Eva, Wie Farben wirken, Reinbek 2004)

Die Farbe Rot
Die Farbe Blau

Die Farbe Blau

Die Farbe der unbegrenzten Dimension * Die Farbe der Treue * Die blaue Blume der Sehnsucht * Zwischen Phantasie und Lüge * Die Kälte und das Kühle * Die Entspannung zur blauen Stunde * Die männlichen und die geistigen Tugenden * Eine Teufelsfarbe als König der Farbstoffe * Vom Königsblau zum Jeansblau * Die kostbarste Malerfarbe von jenseits des Meeres * Das göttliche Blau * Das weibliche Blau Marias * Blaue Jungs und blaue Briefe * Blaues Blut und Blaustrümpfe
(Vgl. Heller, Eva, Wie Farben wirken, Reinbek 2004)

Die Farbe Rot
Ist Schwarz eine Farbe?